Es ist Morgen. Die Sonne schickt einen scheuen Strahl durchs Fenster, das Licht ist zart und golden. Der neue Tag liegt noch jung und formbar vor dir. Klar, vielleicht sind schon einige Termine festgelegt. Die Sitzung am Morgen, das Mittagessen mit der Kollegin, der Besuch im Fitness nach der Arbeit. Aber dann hast du ja noch viele Pläne, die du heute in Angriff nehmen könntest. Den Reissverschluss deiner Jacke wolltest du schon lange mal ersetzen, die Handwäsche müsste mal gemacht werden (so könntest du endlich wieder deinen kuschligen Wollpulli tragen). Heute wäre eigentlich auch ein guter Tag, um das lang geplante Telefonat mit der Schwester zu führen oder um deinem Onkel eine Mail zu schreiben, um zu fragen, wie er sich nach der Knieoperation erholt hat. Dieses eine Weiterbildungsangebot deiner Firma klingt auch interessant und es gibt da auch immer noch dieses Nebenprojekt bei der Arbeit, das schon lange darauf wartet, bearbeitet zu werden.
So viele Projekte und so wenig Zeit… Das klingt so stressig, es würde dir gut tun, heute Abend mal ein Bad zu nehmen oder ein bisschen zu lesen.
Doch nun musst du los, sonst kommst zu zu spät zum ersten Termin.
Und dann gehts direkt zum zweiten Termin und dann zum dritten. Dazwischen kommen dir möglicherweise all die Ideen und Pläne in den Sinn, die du hast. Doch es sind so viele, da hast du keine Zeit dafür und die Energie fehlt dir auch. Wenn du nach einem vollen Arbeitstag nach Hause kommst, hättest du theoretisch schon die Möglichkeit, noch spazieren zu gehen oder dem Onkel zu schreiben. Aber irgendwie ist das gerade zu anstrengend. Es reicht noch gerade dafür, dich mit einer Tüte Chips vor den Fernseher zu setzen.
Wenn du später im Bett liegst, meldet sich dann die leichte Frustration, dass es wieder nicht gereicht hat und du keinen einzigen deiner Pläne umgesetzt hast.
Kennst du das beschriebene Szenario? Wahrscheinlich schon. Und wahrscheinlich sogar sehr gut.
Es ist sehr frustrierend, wenn man die Chance, den Tag (zumindest teilweise) nach eigenem Geschmack zu gestalten, nicht packt und der Tag stattdessen einfach passiert.
Ich habe für mich eine Variante gefunden, wie ich wieder mehr zur Schöpferin werden kann statt Opfer zu sein. Natürlich ist es wichtig, diese Methode nicht als weitere Pflicht zu sehen, sondern so einzusetzen, wie es für einen persönlich stimmt. Bei mir gibt es immer wieder Phasen, da vergesse ich meinen Trick leider selbst. Oder es gibt Tage, da passt es einfach nicht rein, und das ist in Ordnung so. Dranbleiben, dann wird es eine liebgewonnene Routine!
Doch nun möchte ich dir meinen Trick natürlich nicht mehr länger vorenthalten! Die Lösung ist: Ich schreibe mir am Morgen ein Tagesziel auf.

Dabei hat es sich für mich bewährt, verschiedene Lebenskategorien zu definieren. Diese sind natürlich für jeden anders und können etwa so aussehen: Familie, Freunde, Arbeit, Sport, Gesundheit, Hobbies, Kreativität, Zeit für mich, Haushalt, Projekt XY usw.
Um die Tagesziele zu notieren, wählst du ein Notizbuch oder einen hübschen Zettel, den du während des Tages dabei hast und auf den du immer wieder mal einen Blick werfen kannst.
Am Morgen überlegst du dann, in welchen maximal drei Lebensbereichen du heute welches Ziel erreichen möchtest. Das schreibst du dann hübsch als einzelne Punkte auf.
Es ist wichtig, dass es realistisch ist, die Ziele an diesem Tag zu erreichen. Es sollten also kleine und konkrete Ziele sein. Wenn du Geige spielen lernen willst, dann schreibe nicht „Geige spielen lernen“ auf. Sondern definiere das Thema „Geige“ und schreibe als Ziel auf: „20 Minuten Geige üben“. Das ist ein kleines Ziel, 20 Minuten sind eine übersichtliche Zeit und die Wahrscheinlichkeit, dass du das auch tatsächlich machst, ist ziemlich gross. Meist ist es ja schwierig, anzufangen. Wenn du dich also hinsetzt, um 20 Minuten Geige zu spielen, kann es gut sein, dass du das dann geniesst und gleich eine Stunde übst. Wenn aber „eine Stunde Geige üben“ auf dem Tagesziel gestanden hätte, hättest du wahrscheinlich etwas Wichtigeres gefunden, das erledigt werden musste.
Oder wenn du zehn Freunde hast, bei denen du dich eigentlich schon lange wieder mal melden wolltest, dann schreibe dir einen konkreten Namen auf. Nur einen. Aber bei dieser Person meldest du dich dann dafür wirklich.
Das Geheimnis, warum das Tagesziel nützt, Dinge anzupacken, die sonst liegenbleiben, besteht aus drei Hauptgründen:
- Beim Aufschreiben wird aus der Idee ein konkreter Plan. Du schliesst eine Art Vertrag mit dir selbst ab.
- Wenn du regelmässig auf die Liste schaust, gehen die Ziele nicht vergessen. Es ist ganz klar, was heute noch ansteht.
- Die Zeile sind klein und realistisch. Du weisst genau, dass du das Ziel erreichen kannst und es kein grosser Aufwand ist.
Du glaubst gar nicht, wie motivierend es ist, die erreichten Zeile abhaken zu können!
One Reply on “Wie du es schaffst, den Tag aktiv zu gestalten statt passieren zu lassen”
Bei mir hat es sich bewährt, mindestens ein Ziel möglichst früh im Tag zu erledigen. So habe ich ein Erfolgserlebnis, was mir Energie für den weiteren Tag gibt und mich motiviert dran zu bleiben.