
Endlich sind Stoffgeschäfte wieder geöffnet und ich konnte mir Stoff für mein neuestes Nähprojekt kaufen: ein Jupe. Schon länger habe ich vor meinem inneren Auge dieses Jupe gesehen und ich wusste genau, wie es werden soll. Ein breiter Bund oben und der Rock selbst gefältelt.

Im Stoffgeschäft hat mich dann sofort ein brauner Stoff angelacht, der mit Veloursleder-Imitat angeschrieben war. Davon habe ich 70cm (Stoffbreite ist 148cm) gekauft, dazu eine Spule Nähfaden in der entsprechenden Farbe und zwei sehr hübsche Knöpfe.
Früher habe ich beim Nähen oft Freestyle gemacht. Meist kam es gut, aber man hat doch immer gesehen, dass es selbstgemacht war. Und wenn es deshalb war, dass die Farbe des Nähfadens nicht wirklich passte… Bei diesem Rock habe ich mir nun vorgenommen, vorher alles schön durchzudenken und mir genügend Zeit zu nehmen, um wirklich sauber zu arbeiten.
1. Versuch

Der Stoff ist ziemlich steif und es war nicht so einfach, die Falten zu machen und sauber mit dem Bund zusammenzunähen. Es war mir dann auch sofort klar, dass das Jupe definitiv nicht so aussieht, wie ich es geplant hatte. Der Stoff mag keine Falten; sobald er konnte, hat er sich wieder gestreckt. Es war mir auch nicht möglich, ihn mit einem Bügeleisen von den Falten zu überzeugen. Bei der Anprobe sah es eher aus wie ein Sack denn wie ein elegantes Jupe :/
2. Versuch
Also habe ich alles wieder auseinander genommen und neu geplant. Ein Bleistiftrock ist sicher besser geeignet für diesen Stoff.
Als erstes musste ich ein Muster machen, welches wirklich genau für mich passt. Dafür habe ich gleich diesen Stoff verwendet, indem ich ihn mir eng um den Po gewickelt und dort eine Linie gezeichnet habe, wo ich gerne eine Naht wollte.
Sicherheitshalber habe ich die Stücke sehr grosszügig ausgeschnitten, um notfalls mehr Stoff zugeben zu können. Dann habe ich alles zusammengenäht ausser vorne, wobei ich hinten 1cm mehr zugegeben habe (ich will ja in dem Jupe nicht aussehen wie eine Presswurst). Es war einiges Hin und Her und ich musste bei manchen Nähten mehrfach enger nähen. Schlussendlich bin ich genau bei den ursprünglich eingezeichneten Nähten angelangt, die Zugabe hinten war also nicht nötig und sah auch nicht schön aus.

Um ein selbstgenähtes Kleidungsstück hochwertig aussehen zu lassen, sind schön abgesteppte Nähte sehr wichtig. So halten zwei Stoffstücke nicht nur einfach zusammen, sondern die Naht liegt auch schön flach und es können optische Akzente gesetzt werden (in meinem Fall hier habe ich allerdings dieselbe Farbe beim Faden benutzt).
Da das Jupe nun schön meinen Kurven folgt und ich eine schmale Taille habe, gab es mit dem geraden Bund ein Problem. Er stand ab. Der Stoff ist überhaupt nicht elastisch und ich musste den Bund so lang machen wie die Hüfte breit ist. Links und rechts habe ich den Bund also noch zusammengenommen.

Schliesslich konnte ich Knopflöcher nähen, wobei ich sicherheitshalber zuerst an einem Stoffrest geübt habe. Ich hatte schon so viel Zeit in das Jupe investiert, dass ich ihn mir nicht mit einem Fehler beim Knopfloch ruinieren wollte. Das Üben hat sich auch gelohnt, man sah den andersfarbigen Unterfaden viel zu gut (unteres Loch).
Reissverschluss habe ich keinen eingeplant, deshalb musste ich zum Schluss den sogenannten “Eingriff” mit Druckknöpfen ausstatten, um ihn am Aufklaffen zu hindern.