Meditation für Anfänger

Für mich gehört Meditation, so wie ich sie praktiziere, neben Essen und Schlafen zu den wichtigsten Dingen im Leben. Anders als Essen und Schlafen ist es aber nicht überlebensnotwendig, weshalb es auch immer genau die Meditation ist, die einem vollen Terminkalender zum Opfer fällt. Wenn ich nämlich einmal nicht meditiere, dann passiert gar nichts (wenn ich hingegen mal nichts esse, dann bekomme ich sehr, sehr schlechte Laune). Wenn ich aber einmal nicht meditiere und nichts passiert, dann lasse ich es auch schnell ein zweites und ein drittes Mal ausfallen. Eigentlich passiert auch dann noch nichts. Doch wenn ich mir dann wochenlang keine Zeit nehme, spüre ich das Fehlen dadurch, dass ich nervöser und gestresster bin, als wenn ich regelmässig meditiert hätte. Irgendwie fehlt mir Energie oder ich weiss nicht mehr, was ich in meinem Leben eigentlich wirklich will. Ich fühle mich einfach nicht mehr zentriert, nicht mehr im Gleichgewicht. Um nach einer langen Meditationsabstinenz wieder in ein inneres Gleichgewicht und Wohlgefühl zu kommen, braucht es dann jeweils auch wieder einige Zeit und mehrere Meditationen.

Wenn ich es aber schaffe, regelmässig zu meditieren, merke ich nach einiger Zeit, wie gut es mir tut. Meditationszeit ist Zeit für mich. Zeit, in der ich über Erlebnisse und Gefühle nachdenken und sie einordnen kann. Zeit für Heilung, Wachstum und Dankbarkeit. Zeit, mir wieder bewusst zu werden, wer ich eigentlich bin und was ich will, und mich dann darauf zu fokussieren.

Weil Meditation für mich einen so grossen und positiven Impact hat, empfehle ich es immer wieder mal Bekannten. Dabei wird mir mit schöner Regelmässigkeit bewusst, dass “Meditation” erstens ein schwammiger Begriff ist und zweitens viele Menschen keine Ahnung haben, wie meditieren nun gehen soll.

Was bedeutet “Meditation” eigentlich genau?

Das Wort kommt aus dem Lateinischen oder Griechischen und bedeutet so viel wie “nachdenken, sinnen”. Tatsächlich gibt es meiner Meinung nach drei Hauptausprägungen:

  1. Beruhigen und sammeln des Geistes durch Achtsamkeits- oder Konzentrationsübungen (oftmals versuchend, sich von Gedanken zu befreien)
  2. Bewusstseinserweiterung
  3. Tiefgründiges Nachdenken

Während ich oft höre “ich kann und mag doch nicht stundenlang rumsitzen und versuchen, an nichts zu denken”, ist dieser Aspekt für mich der am wenigsten wichtige. Ich persönlich denke während einer Meditation viel nach, versuche meine Gefühle und Reaktionen auf eine bestimmte Situation zu verstehen. Es ist aber ein Unterschied, ob man bewusst über etwas nachdenkt oder einfach irgendwelchen Gedanken nachhängt.

Anleitung für Anfänger

Für alle, die sich auch gerne mal an der Meditation versuchen möchten, gebe ich hier einige Hilfestellungen. Das Wichtigste ist aber, dass es kein Richtig und Falsch gibt, dass Meditation für jeden etwas anderes bedeutet. Und dass es eher unwahrscheinlich ist, gleich beim allerersten mal eine tiefe Meditation zu erleben und erleuchtet zu werden. Sei also geduldig mit dir und bleib eine Weile dran, statt nach dem ersten mal gleich wieder alles hinzuschmeissen mit der Entschuldigung, Meditation sei nichts für dich.

1. Vorbereitung

Zu Beginn darf die Meditation gerne nur einige wenige Minuten dauern. Hauptsache, du nimmst dir diese Minuten Zeit für dich und du bist ungestört. Handy unbedingt auf lautlos stellen oder noch besser, in einen anderen Raum verbannen! Setz dich bequem und möglichst aufrecht hin. Entweder auf einen Stuhl, das Sofa oder auf ein Meditationskissen. Wenn du magst, kannst du eine Kerze oder ein Räucherstäbchen anzünden, leise Musik abspielen oder Ähnliches. Das kann helfen, in eine entspannte Stimmung zu kommen, ist aber überhaupt nicht notwendig.

2. Schliesse die Augen und atme tief ein und aus

Schliesse nun die Augen und atme ruhig und tief ein. Spüre, wie der Atem durch die Nase strömt und sich dabei die Nasenflügel etwas aufblähen. Spüre, wie der Atem in die Lungen strömt und sich die Bauchdecke hebt. Wie sich der Brustkorb erweitert. Atme dann genau so ruhig und langsam wieder aus. Dabei senkt sich die Bauchdecke wieder sanft, der Brustkorb wird wieder kleiner. Die ausströmende Luft wärmt die Nasenflügel. Atme einige Male so tief ein und aus, beobachte den Atem und dich selbst. Doch erzwinge nichts und werte nichts.

3. Lasse aufkommende Gedanken unbewertet ziehen

Wenn andere Gedanken auftauchen (Einkaufsliste, der Streit mit dem Mitarbeiter oder was auch immer), dann lasse die Gedanken los. Sie kommen auf, ok. Versuche, ihnen nicht nachzuhängen. Wenn du doch einige Sekunden damit verbringst, deine Einkaufsliste zu ergänzen, dann lasse davon ab, sobald du dir dessen bewusst wirst und konzentriere dich wieder auf deinen Atem. Es wird mit fortgeschrittener Übung und daraus resultierendem innerem Frieden immer einfacher werden, solche Gedanken gar nicht erst aufkommen zu lassen, weil sie nicht mehr als belastend wahrgenommen werden. Zu Beginn ist es sehr wahrscheinlich, dass sich solche Gedanken in den kurz frei gewordenen Raum drücken. Macht nichts. Einfach ziehen lassen und weiter üben.

4. Ein kleiner Trick gegen unerwünschte Gedanken

Ich habe einen wunderschönen Trick entdeckt, wie ich das Auftreten störender Gedanken stark vermindern kann. Es ist zu Beginn leider etwas gewöhnungsbedürftig, doch nach einiger Zeit (rechne mit 21 Tagen) geht es schon ganz gut automatisch. Sage dir aufbauende Sätze auf. Immer positiv formuliert und in der Gegenwart. Etwa so:

Es geht mir gut. Danke, dass ich glücklich bin. Ich freue mich über meinen Erfolg. Ich bin sicher und geborgen. Ich liebe mich. Ich liebe meine(n) Partner(in) und bin dankbar, mit ihm/ihr mein Leben zu teilen. Ich bin gesund. Ich lasse Heilung zu.

Wahrscheinlich weisst du jetzt, warum ich oben geschrieben habe, es sei gewöhnungsbedürftig. Hast du beim Lesen dieser Sätze vielleicht gedacht „Jaja, haha. Es geht mir eben nicht gut, deshalb will ich ja mit Meditieren beginnen!“?
Der Punkt ist der: Wir bestimmen, wie wir unser Leben empfinden und was wir von uns glauben. In unserer Gesellschaft ist es sozial akzeptiert, sich selbst schlecht zu machen. Deshalb haben wir uns das auch angewöhnt. Doch nun kannst du dein Leben selbst in die Hand nehmen und den Spiess umkehren. Sage dir nette Dinge über dich auf, konzentriere dich darauf, spüre in das schöne Gefühl. „Ich bin glücklich“ – wow, das fühlt sich super an! Nach etwa drei Wochen hast du dich daran gewöhnt, dass du während der Meditation Dinge „behauptest, die du dir zunächst nicht wirklich selbst glaubst“. Damit beginnt der Moment, da du keinen Widerstand mehr leistest und das Gefühl sich tatsächlich in dir ausbreiten darf und bleiben wird.

Es fühlt sich gut an und die Meditation wird eine Zeit, in der du dich körperlich entspannst durch die tiefe Atmung, dem Körper Sauerstoff zuführst, innehaltest und in eine positive Wahrnehmung deiner selbst gelangst.

Und weil du beschäftigt bist (durch die Konzentration auf den Atem und allenfalls auf die positiven Affirmationen), haben belastende und stressende Gedanken gar keinen Platz mehr.

5. Vertraue deiner Intuition

Es gibt natürlich unendlich viele Variationen. Auch ich selbst meditiere immer wieder anders, je nach Tagesform. Vertraue deiner Intuition.
Vielleicht stellst du dir in der Herzgegend ein Licht vor, das beim Einatmen stärker wird und sich beim Ausatmen im ganzen Körper und darüber hinaus verteilt.
Oder du stellst dir vor, wie du dich an einem schönen und sicheren Ort befindest. An einem Traumstrand, auf einer Waldlichtung oder in den Bergen.

6. Die Meditation beenden

Irgendwann wirst du merken, dass sich dein Fokus wieder mehr nach aussen richtet, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wieder aus der Meditation aufzutauchen. Lasse dir auch hier Zeit. Atme nochmals tief ein und aus, bewege die Fingerspitzen und die Zehen. Öffne sorgfältig die Augen, blinzle vielleicht ein wenig. Bleibe noch einen Moment sitzen und geniesse das wohlige Gefühl, bevor du wieder gestärkt in den Alltag zurückkehrst.

7. Bleibe dran und übe regelmässig

Wenn ihr nun Lust bekommen habt, mit der Meditation zu beginnen, probiert einfach ein wenig aus, ihr werdet merken, wobei ihr ein gutes Gefühl habt. Sei nett zu dir, auch wenn du es nicht auf Anhieb schaffst, nicht an die Einkaufsliste zu denken oder wenn es dir schwer fällt, liebevoll über dich selbst zu denken. Das ist alles eine Frage der Übung. Deshalb: Bleibe dran, mindestens drei Wochen regelmässig, bevor du entscheidest, ob du weiterfahren willst oder es doch wirklich nichts ist für dich. Denn neue Gewohnheiten und Denkweisen brauchen in der Regel 21 Tage, bis sie sich gefestigt haben!

One Reply on “Meditation für Anfänger”

  1. Sehr schöne Gedanken zur Meditation! Es bestärkt mich darin, auch an Tagen, an denen ich wütend oder frustriert an eine Person denke, trotzdem zu meditieren mit den Gedanken “Es geht mit gut. Ich bin dankbar…”

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